Trotz des ersten Schocks bzgl. des Schullandheim Hotels haben so gut wie selten geschlafen. Irgendwo in der Nähe plätscherte ein Bach aber sonst herrschte rund um das Hotel eine Stille wie man sie selten hat – kein Auto, kein Motorrad, absolut nicht – atemlose Stille.
Als wir total ausgeruht zum Früstück kamen waren wir überrascht. Es war zwar kein klassisches Frühstücksbuffet wie in einem Hotel, doch alles sehr liebevoll gemacht und auf dem Tisch standen etliche Sorten selbstgemachte (!) Marmeladen. KLASSE. Wir kamen dann mit der Wirtin ins Gespräch und es stellte sich heraus, daß sie die Besitzerin des Hotels ist und das Hotel seit vielen Jahren komplett alleine betreibt, verwaltet, kocht und in Schuß hält. Alle Achtung.
Man muß das Hotel, denke ich, in Relation zu der ganzen einsamen Gegend setzen: keine Industrie, felsiger Boden also auch kaum Landwirtschaft, kaum Handyempfang, nur ganz wenig Fernsehprogramme. Die paar Menschen die dort wohnen, leben wohl nur von dem nahe gelegenen Gletscher und vom Skitourismus im Winter. Das ist sicherlich ein entbehrungsreiches Leben und dann ganz alleine ein großes Hotel mit mehreren Zimmern betreiben, bestimmt ein sehr arbeitsreiches Leben.
Ich kommentiere ja auch alle Hotels bei Tripadvisor, aber wie bewertet man solch ein Hotel? Wir waren super zufrieden und ich kann es jederzeit weiterempfehlen, aber man darf in der Gegend eben kein ***** Sterne Hotel erwarten. Wer sich mal ein wenig umschauen möchte:
Hier geht es zur Webpräsenz des Hotels: https://www.jostedalhotel.no
Nachdem wir mit dem Frühstüch fertig waren haben wir uns für die Gletscherwanderung fertig gemacht.
Um es vorweg zu nehmen, die Gletscherwanderung war großartig und das Angebot der Firma Icetroll klasse. Ich hatte mich bei der Reiseplanung nur schwer für einen Tour entscheiden können.
Wer sich über das Angebot informieren möchte: https://www.icetroll.com/
Wir hatten nicht weit zu fahren und erreichten schon nach wenigen Kilometern das Besucherzentrum, das Breheimsenteret. Hier ist der Treffpunkt für alle Icetroll-Wanderungen. Je nach gebuchter Wanderung wurden alle Anwesenden bestimmten Tourguides zugeteilt. Wir wurden unserem Tourguide zugeteilt und warteten, ob noch weitere Gletscher-Wanderer der Gruppe zugeteilt würden. Als fest stand daß wir unter uns bleiben würden, stellte sich uns unser Tourguide, ein gebürtiger Norweger, vor und musterte als erstes unsere Kleidung und schaute an mir herab. “Wollen Sie so etwa auf den Gletscher, oder haben Sie Kleidung zum Umziehen mit?” Ich:”Nein, das ist alles was ich habe.” Der Tourguide war jedenfalls nicht amüsiert, dass jemand in Sommerkleidung vor ihm stand, aber er akzeptierte es wohl.
Wir stiegen in unseren Wagen und fuhren dem Tour Guide hinterher und erreichten nach kurzer Zeit einen kleinen Gletschersee, den Styggevatnet ( 61°45’44.8″N 7°28’23.0″E ). Hier dümplete ein kleines Motorboot vor sich hin.
Unser Tour Guide machte das Boot klar und bat uns, wir möchten uns doch bitte auf den Außenrand setzen und sollten uns an dem dicken, umlaufenden Seil festhalten.
Er brauste los……. und mir wurde in meiner Sommerjacke mit dem Polohemd darunter und ohne Handschuhe schlagartig sehr, sehr kalt.
Es war zwar August und Sommer, aber auf so einem Gletschersee bestehend aus Schmelzwasser, herrschen Minusgrade.
Noch bevor mir die Finger abstarben erreichten wir den Gletscher. Ich bin wahrlich nicht zimperlich und kann eine Menge ab, aber die Fahrt hätte keine 5 Minuten länger dauern dürfen.
Am kleinen Landungssteg in der Nähe des Gletschers stand eine Tonne mit Aussrüstungsgegenständen. Dort wurden wir z.B. mit Schuhspikes ausgerüstet.
Ich mußte mich einmal kurz abstützen und wunderte mich, daß meine Hand gleich ganz, ganz leicht mehrfach aufgeritzt war. Wie man auf dem Bild vielleicht erkennen kann, ist die Oberfläche des Gletschers sehr rauh und extrem hart, und wenn man darüber streicht ist das fast so, wie wenn man über Glasscherben streicht.
Unser Tourguide schaute mich mitleidig an, da er sah, dass ich wie ein Schloßhund fror und er hatte wohl Mitleid und überlegte, wie er mir helfen könne. Er meinte er hätte keinen Schutz für mich, aber vielleicht würde eine Schwimmweste ja ein klein wenig wärmen. Tatsächlich war es zwar kein umfänglicher, guter Schutz vor der Kälte, aber ein klein wenig schütze sie. Nun wurden wir zu einer Seilschaft zusammengebunden.
Der Tour-Guide vorneweg, meine Lebenspartnerin dahinter und ich zum Schluß mit steifen, durchgefrorerenen nackten Fingern,…… aber die Videokamera in der Hand! Schließlich muß ja Alles dokumentiert werden 🙂 .
Als wir am Umkehrpunkt ankamen, packte unser Führer eine Thermoskanne mit heißer Schokolade aus. Was für eine Wohltat! Das heizte wieder etwas ein.
Das Bild gibt die Farben kaum richtig wieder. Zum Teil schaut man in tiefblaue Gletscherspalten.
Wir haben den Gletscher-Tour Guide natürlich auch zur Erderwärmung und dem damit verbundenen Abschmelzen der Gletscher befragt. Was uns sehr erstaunte, er leugnete einen Zusammenhang. Er meinte, wenn man sich uralte Bilder anschaut könnte man sehen, das der Gletscher immer mal wieder abschmilzt und dass das Wellenbewegungen mit einem Abstand von ungefähr 80 Jahren zwischen den Amplituden sind – also 160 Jahre zwischen den Abschmelzungen.
Wir kamen dann nach einiger Zeit wieder an dem kleinen Landungsteg an und wieder ging es mit dem Boot über den eiskalten Gletschersee und wieder war frieren angesagt, denn wir hatten unsere Ausrüstung ja wieder abgelegt und in der Tonne am Gletscher verstaut.
Nachdem wir uns von unserem Tourguide verabschiedet hatten, fuhren wir zum Hotel zurück um uns aufzuwärmen und zu beratschlagen, was wir mit dem angebrochenen Tag machen könnten. Wir beschlossen nach Sogndal zu fahren um uns dort ein wenig umzuschauen. Zuvor haben wir uns noch den Nigardsbreen-Gletscher angeschaut. Parkplatz: 61°40’24.1″N 7°14’00.9″E
Der Nigardsbreen Gletscher (61°40’46.6″N 7°12’11.1″E)
In Sogndal haben wir uns an den Sognefjord gesetzt und eine Pizza verzehrt und merkten gar nicht, daß es immer später wurde.
Auf dem Bild ist es kurz vor 21:00 zu und der Himmel war immer noch blau und einige Flecken der schönen Landschaft sonnenbeschienen.
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