USA Osten, 31.05.2019, Philadelphia - Washington

Heute nun war die zweite Zugreise, nach Washington, angedacht. Um 11:19 Uhr sollte es mit dem Train 141 vom Bahnhof Philadelphia “30th Street Station” nach Washington gehen und um 13:21 Uhr sollte er in Washington ankommen. Doch zuvor haben wir noch ausgiebig gefrühstückt, haben unsere Koffer gepackt, ausgecheckt und sind dann wieder zur City Hall wo wir ja auch zwei Tage zuvor angekommen waren.

Direkt neben der Cityhall steht ein Bauwerk das wie eine Kirche ausschaut. Es ist der “Masonic Temple”. Es ist der Freimaurertempel von Philadelphia und ist der Versammlungsort der Großloge von Pennsylvania. Die Großloge von Philadelphia existiert seit 1732 und da man sich in den ersten Jahren nur in Tavernen und Sälen treffen konnte, beschloß man, einen Freimaurertempel zu bauen. Der Architekt James H. Windrim entwarf den Tempel und 1868 war Grundsteinlegung. 5 Jahre, bis zum Jahre 1873, wurde gebaut und die Kosten waren mit 1,6 Millionen US-Dollar derart hoch, dass erst nach weiteren 14 Jahren, von 1889 bis 1904 mit der Inneneinrichtung fortgefahren werden konnte. Der Freimaurertempel gehört zu den ersten Gebäuden in Philadelphia, das vollständig elektrifiziert war.
Im Tempel gibt es sieben Hallen, die anderen Bauwerke und Baustile imitieren, unter anderem:
Tempel von Luxor
eine orientalische Halle mit der Alhambra als Vorbild
eine korinthische Säulenhalle (die größte Halle)
eine gotische Halle
einen ionischen Saal mit 24 elfenbeinfarbenen Säulen
eine Renaissance–Halle mit Bleiglasfenstern
Heute enthält das Gebäude auch eine Bibliothek und ein Museum, in denen man das erste gedruckte Buch der Freimaurer von Amerika (von Benjamin Franklin) und den Maurerschurz von George Washington besichtigen kann.
Wichtige Daten:

  1. Mai 1971: Aufnahme in das National Register of Historic Places
  2. Februar 1985: Anerkennung als National Historic Landmark


Vor der Stadthalle haben wir noch kurze Zeit den Kindern beim Spielen in der tollen Brunnenanlage zugeschaut.
Hier noch einmal das Rahthaus, die City Hall, von Philadelphia.



Wenig später haben wir unsere Koffer geschnappt und sind durch die Brunnenanlage zur U-Bahn gegangen. Dieses Mal sind wir mit der richtigen U-Bahn in die richtige Richtung gefahren. Am Bahnhof “30th Street Station” (so etwas wie der Hauptbahnhof), angekommen, haben wir uns noch kurz kundig gemacht wo unser Zug abfahren würde und da wir noch etwas Zeit hatten, haben wir uns noch etwas nach draußen, an die frisch Luft gesetzt.



Das ‘Gerät’ rechts mit dem Dach darüber, ist eine Schaukel, von denen man hier mehrere aufgestellt hatte. Tolle Idee.
Der Presslufthammer steckte übrigens nicht mehr in der Starkstromleitung


Folgende Strecke würde der Zug fahren:

Wir kamen pünktlich an der Union Station Washington an und sind dann mit der U-Bahn nach Arlington gefahren, wo ich ein Motel gebucht hatte. Auch hier in Washington gab es wieder ein vollkommen anderes U-Bahn Preiskonzept, aber auch hier hatte man mehrere Service-Mitarbeiter postiert, die uns geholfen haben und eigentlich war es gar nicht so schwer.
Ich hatte ein Motel in Arlington gebucht, da Arlington nicht so weit entfernt ist von Washington, die Hotels aber vernünftige Preise haben. Dazu kam: Unser Motel war auch nicht weit weg von der nächsten U-Bahn Station. Das ‘Americana’ wird in einigen Portalen mit stylische Zimmern in modernen Farben beworben, uns erwartete aber eine Ausstattung der 60er/70er Jahre. Wir waren etwas enttäuscht, aber sauber waren die Zimmer und an der Rezeption gab es zumindest Donuts, Muffins und Kaffee als Begrüßung. Der Rezeptionist hatte uns noch zu einer Hop on Hop off Tour mit Big Bus Tours am nächsten Tag überredet. Normalerweise nicht unser Ding.
Nun waren wir also in Washngton, bzw. Arlington angekommen.

Für uns Deutschen ist Washington einfach nur Washington, was aber nicht ganz richtig ist. Es gibt nämlich einen Bundesstaat Washington, ganz im Nordwesten der USA und es gibt die Hauptstadt Washington, die aber offiziell Washington D.C. heißt und einen Sonderstatus genießt. Ausgeschrieben steht das Washington D.C. für Washington Disctrict of Columbia, wobei Washington nach dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten benannt ist und Columbia für (Christopher) Kolumbus steht. Einen Sonderstatus genießt Washington D.C., weil es weder ein Bundesstaat ist, noch zu einem gehört. W.D.C untersteht direkt dem Kongress. Das bringt einige Merkwürdigkeiten mit sich und wird immer wieder angeprangert.
So sind auf nationaler Ebene die Wahlrechte der Washingtoner sehr eingeschränkt. Erst seit 1961 (23. Verfassungszusatz) dürfen die Einwohner den Präsidenten mitwählen! Erst 1973 wurde ein Gesetz verabschiedet das der Stadt einen Bürgermeister und 13 Stadträte zubilligt, doch nach wie vor müssen alle Gesetze, die der Stadtrat beschließt, vom Kongress abgesegnet werden und bei ganz bestimmten Gesetzen wurden dem Stadtrat sogar alle Befugnisse ausdrücklich genommen. Wenn man so in Washington unterwegs ist, sieht man immer mal wieder Autoschilder mit dem Aufdruck “Taxation without representation” was auf Deutsch soviel heißt wie „Besteuerung ohne Repräsentation“ oder im Volksmund “Wir dürfen Steuern zahlen, werden aber nicht vertreten”
Der Distrikt of Columbia wählt zwar einen Delegierten für das Repräsentantenhaus, im Senat ist W.D.C. aber nicht vertreten. In den Ausschüssen darf der Delegierte mitbestimmen, aber nicht bei allgemeinen Abstimmungen.
Bei den Wahlen zum Präsidenten dürfen die Einwohner Washington D.C.s erst seit 1964 teilnehmen! In dieser relativ kurzen Zeit hat man in Washington D.C. stets für die Demokratischen Kandidaten gestimmt. Bei der Präsidentschaftswahl 2008 erhielt Barack Obama sagenhafte 94%.
Aber wie kam es zu diesen Sonderregeln für Washington D.C.?
In der Gegend des heutigen Washington D.C. siedelten bis zum 17. Jahrhundert der Indianerstamm der Nacotchtank. Als die ersten Europäer hier ankamen, gründeten sie 1749 die Stadt Alexandria als Teil der Kolonie Virginia. Auf der anderen Seite des Flusses Potomac, etwas nördlicher, wurde 1751 die Stadt Georgetown (benannt nach König Georg II) als Teil der Kolonie Province of Maryland gegründet.
Die erste Hauptstadt der Vereinigten Staaten, nach der Ratifizierung der Verfassung, war New York City (1788–1790).
1788 hatte James Madison, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, in den Federalist Papers (Nr. 43) gefordert, dass eine zukünftige Bundesregierung die Kontrolle über die Bundeshauptstadt haben müsse und so wurde dem Kongress das Recht zugesprochen, einen „District“ mit einer Größe von 10 x 10 Meilen zu beanspruchen. Draufhin faßte man Alexandria und Georgetown zu Washington D.C. zusammen. Damals machte das noch Sinn, doch mittlerweile ist die Stadt so extrem gewachsen, dass sie weitaus größer ist als 10×10 Meilen. Heute hat der Großraum Washington 184665 Km2 Fläche und mehr als 6 724 540 Einwohner, die zum Teil ihrer Grundrechte beraubt sind!

Was aber noch tun mit dem angefangenen Tag? Wenn wir schon mal in Arlington untergebracht sind, kann man doch das Grab von John F. Kennedy und seinem Bruder besuchen. Also sind wir nach einer kurzen Verschnaufpause zur “Crystal City” Metro Station gegangen, haben unsere Fahrkarten selbstständig gezogen und sind mit der Blue Line (BL), drei Stationen zum Soldatenfriedhof Arlington (Haltestelle Arlington Cementary) gefahren.

Am Haupteingang mußten wir erst einmal durch einen Sicherheits Check wie am Flughafen. Es ging aber recht zügig und so dauerte es gar nicht lange und wir waren fertig und gingen Richtung des Grabes von JFK.
Bevor wir dann aber weiter vor zum Grab gingen, mußten wir erst einmal verschnaufen, denn das Grab liegt auf einer Anhöhe. Die ist jetzt nicht hoch, aber amerikanische Städte sind recht weitläufig angelegt und man legt, wenn man zu Fuß unterwegs ist, viele km zurück. So setzten wir uns erst einmal auf eine Bank bei einer Bushaltestelle, ich legte Handy und Brille beiseite, und wir entspannten dann erst einmal. Wir hatten ja alle Zeit der Welt.
Nach einiger Zeit gingen wir dann weiter und standen vor dem Grab von John Fitzgerald Kennedy.


 
 

Wie ich so am Grab von JFK stehe und ein Foto mit meinem Handy machen will (was mir ein wenig peinlich war, denn Gräber zu forografieren ist nicht so mein Ding), stellte ich fest, dass ich kein Handy und keine Brille mehr hatte. Sch…. . Kurz überlegt wo es sein könnte….. an der Haltestelle auf der Bank. Mist. So schnell bin ich mit meinen 58 Jahren noch nie gerannt. Ich kam an der Haltestelle an und da lagen Brille und Handy in trauter Zweisamkeit auf der Bank – Glück gehabt.

Grab von Robert Francis Kennedy. Wer sich noch erinnern kann, oder sich in amerikanischer Gescichte auskennt, Robert Kennedy wurde, wie sein Bruder, erschossen.


In den USA gibt es 139 Nationalfriedhöfe. Arlington ist wohl der bekannteste, da hier u.a. John F. Kennedy begraben ist. Der Nationalfriedhof Arlington gehört zum Bundesstaat Virginia und grenzt direkt an Washington D.C. und ist lediglich durch den Potomac River von Washington D.C. getrennt, im Südosten grenzt der Friedhof an das Pentagon Gelände.
Soldatenfriedhöfe wurden von den Feldherren eingerichtet, um die gefallenen Soldaten zu ehren. Zwischen den Hauptstädten Washington D.C. und Richmond, Hauptstadt des Bundesstaates Virginia, fanden viele kriegerische Handlungen während des Sezessionskrieges statt. Da die provisorischen Friedhöfe jedoch total überfüllt waren, schlug Generalquartiermeister Montgomery Meigs vor, dafür das knapp 80ha große Anwesen von General Robert E. Lees Familie zu nehmen und in einen Friedhof umzuwandeln.
General Rober E. Lee war mehr oder weniger in Ungnade gefallen, da er die Seiten gewechselt hatte. Ursprünglich war Lee ein Offizier der Unionsarmee, doch als der Sezessionskrieg begann, meinte er, er müsse sein Heimatland, Virginia, vertreten/verteidigen. Robert E. Lee wurde am 12.10.1870 in Lexington, Virginia, geboren. Aus diesem Grund wechselte er die Seite und gehörte fortan der konförderierten Nord-Virginia-Armee an. Da er sehr erfolgreich war, stieg er sehr schnell bis zum Oberbefehlshaber auf.
Auf Grund der Unloyalität zur Union hatte man ihn enteignet und auf dem Grundstück sollte nun ein Friedhof entstehen. Wer nun wirklich Eigentümer des Areals ist wurde 1882 vor dem Supreme Court verhandelt und die Familie von General E. Lee bekam Recht und so bewilligte der Kongress 150 000$ Entschädigung für die Familie von General Lee.

Fakten zum Nationalfriedhof Arlington
Beerdigungen /Jahr: 5400
Beerdigungen seit seinem Bestehen: 260000
Rang: zweitgrößte Friedhof der USA
Fläche: ca. 252 ha
Staatsbegräbnisse: 3 Stk.
Präsidenten William Howard Taft (1930)
John F. Kennedy (1963)
General John J. Pershing (1948).

Als wir so durch die Reihen gingen, rochen wir einen betörende Duft und stellten fest, das er von einem Baum kam, der riesige Blüten hatte. Hierbei handelt es sich um eine immergrüne Magnolie (magnolia grandiflora), die einen starken Zitrusduft verströmt. Sie gilt als Charakterpflanze der Südstaaten.



Auch heute noch finden 5400 Beerdigungen /Jahr statt. Dafür müssen aber einige Bedingungen erfüllt sein. Dafür muss man z.B. Präsident sein, oder gewesen sein, oder muß man Soldat mit speziellen Auszeichnungen gewesen sein, uvm.. Wer sich dafür interessiert, bei Wikipedia kann man das alles nachlesen.
Was ich ein wenig befremdlich fand, war die ‘Völkerwanderung’ die hier stattfand, obwohl…..wir gehörten ja auch dazu. Man kann sich das gar nicht vorstellen, aber es sind kleine Loks (Autos) unterwegs, die Unmengen von Menschen transportieren. Auch hier waren wieder, ähnlich wie bei der Independence Hall in Philadelphia, Unmengen von Schülern unterwegs und viele benehmen sich nicht gerade so, wie sich das für einen Friedhof gehören würde. Es fuhren sogar Biker mit ihren Harley’s durch den Friedhof. Mir kam sofort der Begriff “Störung der Totenruhe” in den Sinn. Wir haben uns aber so benommen, wie sich das gehörte.



Wir haben noch beim “Women In Military Service For America Memorial” vorbei geschaut, das nahe beim Ausgang liegt und haben dann den Friedhof verlassen. Wir sind wieder zur Metro-Station Arlington Cementary gegangen, um zum Motel zurück zu fahren.
Von hier in Richtung City geschaut, sieht man ganz klein, die Rückseite des Lincoln Memorial.



Die Metro-Stationen sehen alle sehr ähnlich aus. Spezielles Design für jede Station gibt es hier nicht. Die Ansage in dieser Metro ist zwar nicht “britisch”, aber trotzdem interessant. Eine Computer anumierte Stimme spricht: This is a 7000-series train. Doors opening. Step back to allow customers to enter. When boarding, please move to the center of the car. This is a (Red, blue, silver) Line train to ……. The next stop is …….. Klingt auf den ersten Blick normal, doch weshalb wird am Anfang immer betont, dass das ein Zug der 7000 Serie ist?

Einfache Erklärung: Bei den Zügen der 7000er Serie ist zwischen den Wagons, wo sie gekuppelt werden, ein großer Freiraum. Dort sind in den Anfängen mehrere Blinde hinein gestürzt und ums Leben gekommen. Der Auftrag an den Hersteller lautete, den Blinden kenntlich zu machen, welcher Zug gerade hält. Ist es ein Zug der 7000er Serie, wissen die Blinden, dass sie auf diesen Freiraum zwischen den Wagons achten müssen.

Wer sich gerne per App zurechtfinden möchte, sollte die nachfolgende laden. Ich hatte lange nach einer App von der WMATA (Washington Metropolitan Area Transit Authority) selbst geschaut, über die man auch Fahrkarten buchen kann, aber so weit ist man noch nicht. Anders als in deutschen Großstädten, wo der Zugang zum Bahnsteig frei zugänglich ist, muß man in US Großstädten Drehtore passieren, die die Fahrkarte lesen und nur öffnen, wenn die Fahrkarte gültig ist. Um zu verhindern, das Fahrgäste über den Ausgang zum Bahnsteig gelangen, sind diese ebenfalls mit Drehtoren gesichert. Man muß, um raus zu kommen, sein Ticket abermals ans Drehtor halten. Die Handy-Fahrkarte einzuführen würde bedeuten, an allen Zu- und Ausgängen Handyleser einzuführen, die z.B. per NFC oder optisch per QR-Code funktionieren. Ein enormer Aufwand.





Infos zur Metro (WMATA)
Offizieller Name: Washington Metropolitan Area Transit Authority
Gründung: 20. Februar 1967
Offizielle Homepage: https://www.wmata.com/
Reihenfolge der Fertigstellung der Strecken: rot (1976), blau (1977), orange (1978), gelb (1983), grün (1991), silber (nicht fertiggestellt)
Apps zur Washington Metropolitan Area Transit Authority:
https://itunes.apple.com/gb/app/washington-dc-metro-map-route/id635278334?mt=8
https://play.google.com/store/apps/details?id=uk.co.mxdata.washingtonmetro

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