USA Osten, 02.06.2019, Washington - Letchworth State Park

So, nun hieß es Abschied nehmen von der Küstenregion. Ich hatte das Americana Motel in Arlington unter anderem deshalb gebucht, weil es nah am Ronald Reagan Airport liegt und dort gibt es unendlich viele Autovermieter und bei Thrifty hatte ich über www.billiger-mietwagen.de einen Mietwagen für die kommenden Tage gebucht. Ich hatte im Motel nach einem Shuttle Service zum Flughafen gefragt, denn dort wollten wir unseren Mietwagen in Empfang nehmen, und es wurde mit mitgeteilt, dass das selbstverständlich sei. Also haben wir morgens noch im Motel gefrühstückt und dann kam der Fahrer des Shuttle Bus. Er hatte sicherlich erwartet er müsse zum Terminal fahren, doch als ich ihm die Adresse von Thrifty zeigte, runzelte er kurz die Stirn und dann kam “No problem”. Er setzte uns direkt bei Thrifty am Flughafen ab und nun kamen wieder die Verhandlungen beim Mietwagenverleih: “Do you need an additional assurance?” “No” Es ist doch immer dasselbe in den USA. Nachddem die gute Dame uns keine weitere Versicherung andrehen konnte, kam die Bemerkung, wir seien ja zwei Fahrer und das würde aber extra kosten. Ich meinte nur, ich hätte das so gebucht, das der zweite Fahrer inklusive sei. Kurze Pause. Ja, der zweite Fahrer würde aber auch einen Führerschein benötigen. Ja, hat der zweite Fahrer dabei. Immer wieder kurzes Zögern. Sie war gedanklich offensichtlich auf der Suche nach weiteren Kosten, die sie uns aufbürden könnte. Als ihr nichts mehr einfiel, drücke sie uns die Unterlagen in die Hand und wünschte uns gute Fahrt. Eine Mitarbeiterin führte uns zur Parkebene und wir bekamen unser KFZ, einen Nissan. Ich war mal wieder enttäuscht. Ich stehe auf dem Standpunkt, wenn man als Deutscher schon einmal in den USA mit einem Auto unterwegs ist, dann sollte es für das richtige US Feeling auch ein US Car sein, und in der Fahrzeugklasse die ich gebucht hatte, war das Beispielfahrzeug ein Dodge. Schade, aber da der Nissan das einzigste Fahrzeug war das auf dem Parkdeck stand, mußten wir das so akzeptieren.
Bei der Ausahrt aus dem Parkhaus muß man immer noch einmal alle Unterlagen vorzeigen und dort machte ich den Bediensteten auf einige Beulen und Schrammen am Fahrzeug aufmerksam. Zur Antwort bekam ich, wenn die Beulen nicht mindestens so groß seien wie ein Tennisball, könnten wir sie ignorieren. Aha, was die so alles durchgehen lassen.
Folgende Route hatte ich ausgearbeitet. Die Strecke sollte ungefähr 560 km lang sein und die Fahrtzeit ca. 6 Stunden ohne Pause betragen.


Ich habe bei der Planung des Urlaubes lange überlegt, ob wir nicht bis Buffalo durchfahren sollten, aber ich wollte es mit der Fahrtzeit und der Streckenlänge nicht übertreiben. Also habe ich nach einem Zwischenziel geschaut und nur den Letworth Statepark gefunden. Der Statepark ist zwar von Buffalo nicht mehr so wahnsinnig weit entfernt, aber immerhin ist der Letchworth State Park 2018/19 zum schönsten Statepark des Osten gewählt worden. Auf Grund der langen Fahrtzeit hatte ich mich entschlossen zwei Übernachtungen einzuplanen. So konnten wir immerhin einen Wandertag im Statepark verbringen.
Aber nun kam bei der Planung das nächste Problem. Wo übernachten? Es gibt zwar im Letchworth SP eine Übernachtungsmöglichkeit, doch die war teuer und ausgebucht. Sonst gab es fast nichts in unmittelbarer Nähe. Normalerweise scheue ich Bed and Breakfast, also die Übernachtung bei Privatleuten, da mein Englisch nicht so gut ist, aber in diesem Fall blieb uns wohl nichts anderes übrig und so fand ich eine Farm – was das wohl für ein Ambiente ist? Ich buchte also über Booking.com

Letchworth Farm B&B
Adresse: 8983 Oakland Rd, Nunda, NY 14517, Vereinigte Staaten
Telefon: +1 585-478-0105
Homepage: http://www.letchworthfarm.com/

Erst einmal ging es aber raus aus Washington, und wir waren sehr erstaunt wie urwüchsig und grün die Gegend um Washington ist. Wie auf den folgenden Bildern vielleicht ein wenig zu erkennen ist.

Wir fuhren über Harrisburg.
Den Namen Harrisburg haben bestimmt viele schon einmal gehört. Er kommt zum Beispiel in so bekannten Liedern wie Radioactivity von Kraftwerk vor. Ja, bekannt geworden ist Harrisburg durch den Kernschmelzunfall 1969 im AKW Three Mile Island, in der Nachbarstadt Middletown. Das Kraftwerk ist mittlerweile nicht mehr am Netz, denn es wurde 2019 auf Grund von Unrentabilität stillgelegt. Der Rück- bzw. Abbau und die Entsorgung aller radioaktiv verseuchten Bestandteile wird bis zum Jahre 2078 dauern. Die Kosten hierfür werden auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt!
Aber was weiß man noch über Harrisburg, denn die Stadt ist ja immerhin die Hauptstadt des Bundesstaates Pennsylvania? Wenig. Der Gründer der Stadt hieß, wie in einer meiner NYC Seiten schon einmal erwähnt, Harris Ferry und so hieß die Stadt bis 1785 auch Harris Ferry. 1785 wurde sie jedoch in Harrisburg umbenannt und 1812 wurde sie zur Hauptstadt von Pennsylvania erklärt.
Als wir so durch die Außenbezirke von Harrisburg fuhren, fielen uns wieder die vielen Industriebrachen auf. Hier noch schlimmer als rund um New York City. Wahnsinn, hat hier überhaupt noch jemand Arbeit? So weit man schauen konnte, alles heruntergekommen und verwahrlost. Dazu kam wohl noch, wie ich gelesen hatte, das die Stadt sehr viel Geld für eine Müllverbrennungsanlage ausgegeben hat, die auf Grund von Mismanagement hohe Verluste einfuhr. Das hat die Stadt dann total ruiniert und Harrisburg mußte 2011 seine Zahlungsunfähigkeit verkünden – also insolvent. Noch heute sind die Schulden 5x so hoch wie die Steuereinnahmen und so sah es hier auch aus. Bevor ich aber zu vorschnell über Harrisburg urteile, wir waren nicht in der Innenstadt. Vielleicht ist es dort ja gepflegter. Da die Zeit drängte und unser erster Eindruck von Harrisburg nicht so gut war, mochten wir uns jedenfalls nicht aufhalten und fuhren weiter.

In, ich meine es wäre Williamsport gewesen, machten wir Rast und wollten etwas essen. Im Supermarkt fanden wir aber nichts, worauf wir so richtig Appetit hatten……bis auf einen berühmten amerikanischen Apple Pie. Aber wo essen?
Mangels Sitzgelegenheit fallen die Mahlzeiten auch schon einmal so rustikal aus, wie auf dem Bild zu sehen.


So gegen 17:00 Uhr erreichten wir die Letchworth Farm.



Was für ein schöner Flecken Erde!

Auf unser klingeln reagierte niemand, aber diese typisch amerikanische Tür, wie man sie aus Spielfilmen kennt (erst die Vordertür mit dem Fliegengitter öffnen, dann die eigentliche Haustür), war nicht verschlossen. Auf einer Kommode lag ein Zettel auf dem stand, daß der Farmbetrieb dazu führt, dass der Hausherr nicht immer zugegen sein kann. Er entschuldigte dies und teilte uns auf dem Zettel unsere Zimmernummer mit, und das wir unser Zimmer von selbst beziehen können. Schlüssel steckt.
So taten wir es dann. Wie wir uns im Erdgeschoss so umschauten, waren wir von der heimeligen Atmosphäre total begeistert. Der Fühstücksraum und die Wohnzimmer waren so gestaltet, wie man sich das typisch Englisch vorstellt. Klasse!

Wohnzimmer

Unser Schlafzimmer war für uns “Langen” doch sehr klein, und wir fragten uns wie wohl die Nacht würde.
Wir hatten noch etwas im Auto vergessen. Also ging ich runter zum Auto und traf Richard, den Hausherren, der gerade Blumen auf der Veranda goß. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, das er eigentlich aus England kommt. Deshalb also die typisch Englische Einrichtung. Wie wir uns so unterhielten, meine er, er hätte sich kurz entschlossen, uns ein anderes Schlafzimmer anzubieten. Er kam mit hoch in die 1. Etage und zeigte uns ein anderes Schlafzimmer, das mindestens doppelt so groß war, wenn nicht größer. “Wollt ihr gerne dieses Schlafzimmer haben?” Das Angebot nahmen wir dankend an.

unser neues Schlafzimmer

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, wollten wir noch die Gegend erkunden und brachen zu einen kleineren Spaziergang auf. Als wir das Haus verließen begegneten wird wieder Richard, der uns fragte, was für eine Art von Frühstück wir wünschten. Ich sagte, ganz normales American Breakfast sei OK.

Etwas abseits der Farm gab es auch einen Schwimmteich, doch das war uns heute Abend zu kalt und Badesachen hatten wir ja auch nicht dabei.

Die Letchworth Farm liegt relativ abseits (aber himmlisch ruhig und in wunderschöner Natur), aber auch in den nahegelegenen Ortschaften gibt es kein Nachtleben, wo man noch ein Bierchen hätte trinken können. Also sind wir relativ zeitig zu Bett.


rueckwaertsvorwaerts

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