USA Osten, 03.06.2019, Letchworth State Park

Wir hatten gut geschlafen und kamen gut gelaunt zum Frühstück. Richard, mit Schürze um, schaute kurz zur Küchentür raus. “Frühstück kommt gleich!” Es dauerte gar nicht lange, und er tischte auf. Doch mit American Breakfast hatte das wenig zu tun. Er wollte uns wohl eine Freude machen und meinte “very good and british breakfast”. Ich passe mich gerne an, von daher hat mir das nichts ausgemacht, aber meine Partnerin war etwas entsetzt:”Was ist denn das alles?” Tja, es gab wirklich british breakfast: Toast, Spiegelei, gegrillte Tomaten, gebratenen Champignons, Baked Beans und der berühmte Black Pudding. Alle Bestandteile zusammen auf einem Teller serviert. Für all diejenigen die nicht wissen was das ist, Black Pudding ist gebackenes und gebratenes Schweineblut – und das zum Frühstück. So kam es, das weite Teile des Frühstücks meiner Partnerin ich verzehrt habe.
In der Zwischenzeit hatte sich ein weiteres Paar im Frühstücksraum zu uns gesellt und wir schauten etwas neidisch, sie bekamen Lachs zum Frühstück.

Anschließend machten wir uns für eine kleine Wanderung im Letchworth SP fertig und fuhren mit dem Auto zum Park. Da es sich um einen State Park handelt, muß man wieder einen kleinen Obolus von 10 USD entrichten.
Letchworth, das klingt irgenwie nach einer britischen Grafschaft, doch der Park ist nach William Pryor Letchworth benannt. W.P. Letchworth wurde am 26. Mai 1823 geboren und war das vierte von acht Kindern einer Quäker-Familie. Der junge William lernte schon früh was harte Arbeit ist, aber ebenso auch viel Nächstenliebe durch seine Familie. Mit 15 Jahren arbeitet er in einem Sattler- und Eisenwarenunternehmen und mit 22 Jahren arbeitete er in einem Unternehmen, das im Bereich “Temperguss” unterwegs war. Also keine leichte Tätigkeit. Er war zwar im Berufsleben sehr erfolgreich, doch trotzdem empfand er die täglich Arbeit als lästig und suchte einen Zufluchtsort. Als Tourist besuchte er das Sehgahunda Valley am Genesee River und hatte sich sofort in die Gegend verliebt. Die Seneca Indianer, die dort früher einmal lebten, waren nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg aus dem Gebiet vertrieben worden.
In der Nähe von Portage Falls erwarb er 1859 seinen ersten Grundbesitz und ließ es von einem bekannten Lanschaftsarchitekten gestalten. Er nannte sein Domizil “Glen Iris”. 47 Jahre später,im Jahre 1906, W.P. Letchworth war mittlerweile 83 Jahre alt, vermachte er seinen 4 km² großen Besitz dem Staat New York. Das Haus von W.P. Letchworth steht noch und ist der zentrale Punkt im State Park mit Parkplätzen und Bewirtschaftung: http://www.glenirisinn.com/inn.cfm

Auch wenn das Grundstück zuvor einmal W.P. Letchworth gehörte, es gibt noch einen weiteren Grund weshalb man den State Park, nachdem er Staatsbesitz wurde, nach ihm benannte. W.P. Letworth war sozial extrem engagiert. So wurde er Im Jahr 1873 in das “New York State Board of Charities” berufen und inspizierte 1875 alle Waisenheime, Armenhäuser und städtischen Armenhäuser des Staates. 1897 trat er aus dem “State Board of Charities” aus und reiste in den darauf folgenden Jahren auf eigene Kosten durch Europa und die USA. Sein Interesse galt der Behandlung, Heilung und der Untersuchung des Zustandes von Geisteskranken, Epileptikern und armen Kindern. Er schrieb auch zwei Bücher zu diesem Thema und wurde Präsident der “National Association für das Studium der Epilepsie”. Außerdem wurde er Präsident der “Ersten New Yorker Staatskonferenz für Wohltätigkeit”.
W. P. Letchworth starb am 1. Dezember 1910.

Im Letchworth SP gibt es drei große Wasserfälle, die Upper, Middle und die Lower Falls. Auf dem nachfolgende Bild sind die Middle Falls zu sehen, die gleich beim Glen Iris Inn liegen und von den Seneca Indianern Ska-ga-dee genannt werden. Es ist der größte Wasserfall im State Park, und wenn Hochwasser oder Schneeschmelze ist, donnern hier ungeheure Massen Wasser herunter.

Die Middle Falls (Bild oben und links)

Die Middle Falls haben eine Höhe von etwas über 30 Metern. Eine alte Seneca-Legende besagt, das die Middle Falls so wundervoll sind, dass die Sonne jeden Mittag im Zenit stehen bleibt, um sie zu bewundern.

Etwas weiter flussaufwärts überspannt in atemberaubender Höhe die Portage Bridge die Schlucht. Die Eisenbahnlinie ist die Erie – Lackawanna Verbindung. Darunter sieht man die Upper Falls.



 

Nach den Middle Falls fließt der Genesee River durch eine enge Schlucht. Mit dem Grand Canyon kann die Schlucht zwar bei weitem nicht mithalten, aber im Osten gibt es wenig Canyons und so nennt man die Schlucht auch Grand Canyon of the East.



Der Weg von den Upper zu den Lower Falls ist 3km lang und man geht ungefähr 50 Minuten. Unser Wanderweg (Gorge Trail) sah wie folgt aus:




Zwischendurch hat man einen tollen Ausblick auf die Middle- und Upper Falls.




Nach einiger Zeit erreichten wir die Lower Falls

An den Lower Falls befindet sich ein großes Felsplateau. Von hier kann man noch einige Stufen weiter runter gehen an den Genesee River.

Hier gibt es eine kleine Brücke, die auf die andere Seite des Flusses führt. Ansich nichts besonderes, aber auf der anderen Seite ist eine steile Felswand. Wie man die kleine Brücke an die steile Felswand gebaut ha, das ist schon interessant.




Auf der anderen Seite hat man einen schmalen Weg in der steilen Felswand angelegt. Alles ist sehr schlammig, da aus der Felswand überall Grundwasser fließt.

Wir wanderten noch ein Stück weiter und kehrten dann aber um. Da es kein Rundwanderweg ist, gingen wir dieselbe Strecke zurück, die wir gekommen waren. Man hätte auch die Brücke überqueren und versuchen können auf der anderen Seite des Parks zurück zu wandern, doch die Karten waren nicht eindeutig, ob die Wanderwege auf der anderen Seite bis zur Parkeinfahrt führen. Wir wollten kein Risiko eingehen.

Info zum Letchworth SP
Öffnungszeiten und Eintritt:
Gebühren: 10 USD pro Fahrzeug
Gesammelt wird von:
06.05. – 20.05: 9 – 17 Uhr, nur am Wochenende
25.05. – 28.10.: 9 – 17 Uhr, täglich
GPS-Position: 42°35’04.7″N 78°02’36.8″W
Homepage:
https://parks.ny.gov/parks/79/details.aspx
https://letchworthpark.com/

Wir fuhren bis zum nördlichen Ende des Parks und erreichten den Mount Morris Dam & Recreation Area.

Wir hatten gedacht, uns würde jetzt ein riesiger Staudamm erwarten, wie z.B. der Glen Canyon Damm beim Lake Powell, doch weit gefehlt. Es erwartete uns ein relativ kleiner Damm der, wir lasen es an der Bewaldung ab, seit Ewigkeiten kein Wasser gesehen hat. Wenn man sich aber mal kundig macht, erfährt man, das der Damm als Hochwasserschutz fungiert. Rein statistisch gab es zwischen den Jahren 1865 und 1950 alle 7 Jahre schwere Überschwemmungen und es ist belegt, dass es seit 1800 immer wieder zu schwersten Überschwemmungen kam. Auf Grund der Wassermassen die der Genesee River mitführte, kam es jedesmal zu schwersten Zerstörungen in Rochester und Umgebung.
So entschloss man sich zum Bau dieses Dammes, der vom Kongress der Vereinigten Staaten im Flood Control Act von 1944 genehmigt wurde. Seitdem ist eigentlich Ruhe und man nimmt an, das seit Bestehen des Dammes 1 Milliarde US-Dollar an Überschwemmungsschäden verhindert wurden. Während des Hurrikans Agnes (1972) wurden sogar Schäden von 210 Millionen US-Dollar für die Stadt Rochester verhindert.
Was immer mal wieder passiert ist, wenn der Damm überzulaufen droht, wird er geöffnet um Wasser abzulassen. Das führt dann zu kleineren Überschwemmungen, die man aber steuern kann und die sich in Grenzen halten. Man macht das um noch größere Schäden zu vermeiden

Als wir zurück in die Pension kamen, trafen wir David der uns fragte, ob wir wieder British Breakfast wollten. Wir wollten David nicht verletzen und so meinten wir nur, wir würden die Abwechslung lieben und gerne einmal etwas anderes probieren – z.B. Lachs. David schmunzelte:”OK”.

rueckwaertsvorwaerts
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