Große Namibia Rundreise, 24.07.2017, Solitair C. Lodge - Carp Cliff - Kuiseb Canyon - Swakopmund

Heute nun sollte es nach Swakopmund gehen. Die C14 / M36 sollte uns über den Kuiseb Paß führen. Eine Teilstück der C14 nennt man auch Trans-Kalahari Highway, aber dazu später mehr.
Zuvor habe ich noch eine Runde durch die Lodge gedreht und gefilmt und fotografiert.

Der Niederländer Willem Christoffel van Coller wollte Karakul-Schafe züchten und kam deshalb 1948 nach Namibia und erwarb 33.000 Hektar unerschlossenes Land mit dem Namen Areb. Seine Frau Elsie Sophia nannte das Land Solitaire. Als Solitaire bezeichnet man einen einzelnen Diamanten, es bedeutet aber auch Einsamkeit und sie war der Meinung, daß das hervorragend zu der Gegend paßt: Schön wie ein Diamant aber eben auch sehr einsam.
Als erstes bauten die van Collers ein 2-Zimmer-Cottage, später folgte dann das Haupthaus und wiederum später das heutige Geschäft und eine Zapfsäule. Das Geschäft fungierte auch als Poststelle. Im Jahre 1968 wurde die Farm Solitaire verkauft und hat seitdem mehrfach den Besitzer gewechselt. Die Lodge, die Tankstelle der Laden und etwas mehr als 18000 ha Grundbesitz ringsum gehören heute dem ‘Solitaire Land Trust’. Der Trust hat sich der Erhaltung von Lebensräumen verschrieben.

Das ist der Innenraum der Lodge, von unserem Zimmer aus fotografiert. Vor den Zimmern sehr viele Kakteen, in der Mitte der Pool und als Sonnenschutz zwei mit Ried gedeckte Überdachungen, wie Hütten. Als ich vor 15 Jahren schon einmal hier war, war im Innenraum saftig grüner Rasen rund um den Pool und vor den Hütten standen Korbstühle. Das hatte damals etwas mondänes und wirkte ein wenig viktorianisch. Jetzt waren überall Kakteen gepflanzt und vor den Zimmern standen Campingstühle. Ich verstehe das Veränderung sein muß, aber irgendwie fand ich es früher schöner. Aber nicht falsch verstehen – ich kann die Solitaire Country Lodge jedem empfehlen, der nicht in einem Rutsch vom Sossusvlei nach Swakopmund fahren möchte.

Das ist die Tankstelle von Solitaire die deshalb stark frequentiert ist, weil es die letzte Tankstelle vor dem Kuiseb Paß und Swakopmund ist.
Rechts davon, nicht im Bild, liegt die Bäckerei und der Speiseraum.

Viele Touristen kommen aber auch wegen der vielen Oldtimer Wracks die den Eingang der Lodge zieren.


Hier schaue ich auf den Pool und die kleine Kirche, die ebenfalls zur Lodge gehört. Grundsteinlegung für die kleine Kapelle war 1948, fertiggestellt wurde sie 1951. Die örtliche Gemeinde nutzt die kleine holländisch-reformierte Kirche noch heute. Sie wird aber auch für Treffen der Farmer’s Union, für Wahlen und als Gemeinschaftstreffpunkt genutzt.

Dann brachen wir auf.
Solitaire – Gaub Pass – Kuiseb Pass – Walvis Bay – Swakopmund

261 km / 3 Std.

Nervtötend – wieder ging es über staubige Schotterpiste und die Leute fuhren, als ob es kein morgen gibt, oder würdet ihr es wagen, mit über 100km/h über solch eine Piste zu jagen?


…oder sogar zu überholen?

Diese Gegend ist recht bekannt, da sie Bestandteil eines Buches ist, das Henno Martin geschrieben hat und das auch verfilmt wurde: Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste.
Aber von Anfang an: 1935 verließen Henno Martin und sein Freund und Kollege Hermann Korn (beides Berufs-Geologen) Deutschland in Richtung Deutsch-Südwestafrika, das bereits von Südafrika verwaltet wurde. Sie landeten in Walvisbay und begannen mit der Kartierung des Naukluftgebirges. Das ist z.B. wichtig um Wasservorkommen für Farmer ausfindig zu machen.
Nachdem der II. Weltkrieg begonnen hatte, liefen die beiden Gefahr interniert zu werden, wie so häufig mit feindlichen Ausländern verfahren wurde. Aus diesem Grund flüchteten die beiden 1940 in den Kuiseb Canyon und versteckten sich zweieinhalb Jahre vor der Polizei und den Einheimischen. Sie ernährten sich durch die Jagd, mußten aber nach zwei Jahren aufgeben, da Hermann Korn an einer Vitaminmangelkrankheit litt. Sie wurden dann tatsächlich inhaftiert, aber da sie beide vollkommen unpolitisch waren, kamen sie schnell wieder frei. Henno Martin hat dann die Erlebnisse, den Kampf um das Überleben, und das entbehrungsreiche Leben in besagtem Buch festgehalten.
Beide arbeiteten anschl. weiter als Geologen. Hermann Korn starb 1946 bei einem Autounfall in Windhoek, Henno Martin lebte bis 1998.

Info zum Buch Wenn es Krieg gibt gehen wir in die Wüste
Buchtitel: Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste
Verlag: TWO BOOKS
Autor: Henno Martin (* 15. März 1910 in Freiburg im Breisgau; † 7. Januar 1998 in Göttingen)
an den Erlebnissen beteiligt: Hermann Korn (* 24. Oktober 1907 in Seggerde, Kreis Gardelegen; † 9. August 1946 in Windhoek, Namibia)
ISBN Bestellnummer:
ISBN-10: 3935453027
ISBN-13: 978-3935453028
Preis als Taschenbuch: 12,80€

Hier geht es hinab in den Canyon. Ich hätte gerne mehr Bilder geschossen, aber man konnte nirgendwo halten. Der Canyon ist jetzt nichts besonderes, aber auf Schotterpiste in Serpentinen den Canyon hinab…..

und wieder hinauf ist nicht ganz ungefährlich. Da darf man nicht ins Rutschen kommen denn Leitplanken gibt es nicht.

Wenn man aus dem Canyon heraus ist fährt man einige Zeit auf gerader Strecke auf einem Hochplateau. Am Ende dieses Hochplateaus hat man Aussicht auf den Trans-Kalahari-Highway.
Bis hierher war die Schotterpiste halbwegs erträglich doch was nun kam hatte mit einem Highway wie ich ihn kenne nichts, aber auch gar nichts gemeinsam. Das war wirklich übel und im Rückblick auf den Urlaub die schlechteste Straße, oder besser Feldweg. Wenn selbst große Landrover und Jeeps neben der Straße ‘Offroad’ fahren, da man auf der Straße einen Achsbruch befürchten muß, kann man sich so ungefähr vorstellen, wie schlimm es war. Einige PKW rumpelten mit 10 km/h über die Strecke und wir sind gependelt zwischen unserer und der Gegenfahrbahn und haben uns immer jweils die am Besten befahrbaren Abschnitte herausgesucht. Ab und zu sind wir auch den Offroad fahrenden SUV gefolgt. Diese Straße ist sicherlich die letzten 20 Jahre nicht abgezogen worden.
Aber irgendwie haben wir es geschafft und fuhren auf gerader Strecke in Richtung Walvisbay, als wir von einem Kleinbus überholt wurden. Das sind so Busse die aussehen als ob man einen größeren PKW umgbaut hätte. Sehr schmal, sehr lang und sehr hoch – also mit einem grauenhaften Schwerpunkt.

Mit einem Mal sah man am Horizont eine graue Wand. Hinter uns schien mehr oder weniger die Sonne und nun vor uns diese graue Wand. Dadurch waren die Lichtverhältnisse auf einmal sehr merkwürdig – das sah fast so aus wie bei einer Sonnenfinsternis. Wir kamen der grauen Wand immer näher, fuhren in diese hinein und mit einem Schlag waren die Straßen naß – auch wenn es nicht richtig regnete. Das passiert, wenn die kalte Meeresströung, zu dieser Jahreszeit extrem kalt, die Luft an der Küste herunterkühlt und diese Kaltluftfront auf das warme Landesinnere trifft. Der viele Wüstensand auf der Fahrbahn hatte eine dicke Schlammschicht entstehen lassen und da weite Teile der Straße die nach Walvisbay herein führt, wohl einmal asphaltiert war, wurde es richtig seifig.

Da war Vorsicht geboten. So ein Kleinbus wie der, der uns zuvor überholt hatte, lag auf der Seite und wurde gerade geborgen.

Hier sind wir in Walvisbay angekommen. Ich habe Walvisbay als schönes, kleines Küstendorf mit einer extrem langen Strand-Promenade im Gedächtnis. Davon ist nichts mehr zu sehen. Vor der Küste etliche Öl-Bohrplattformen und hier in der Nähe des Straße fette Pipelines. Da sich viele Menschen vom Ölgeschäft Arbeit erhoffen, sieht man hier viele Townships. Was ist aus dem Walvisbay geworden, das ich mal kannte? Muß man für das Öl ganze Städte verschandeln?

Nur schnell weiter. Das war ja grausig hier.

Hier an der Küste war es sehr, sehr kalt und wir sehnten uns nach Solitair zurück. Wir erreichten Swakopmund.
Hier eine Fußgängerpassage in Swakopmund mit vielen schönen Geschäften und dem Swakopmunder Brauhaus.

Das Hohenzollernhaus ist, nach dem Leuchtturm, so etwas wie ein weiteres Wahrzeichen von Swakopmund. Es befindet sich an der Ecke Tobias Hainyeko Street / Libertine Amathilas Avenue, oder auch 22°40’49.7″S 14°31’32.4″E
Das neobarocke Haus wurde zwischen 1904 und 1906 erbaut. Zuerst war es ein Hotel, zwischenzeitlich munkelte man es sei ein Bordell (auch wenn es keine Beweise dafür gab) und heute sind hier Eigentumswohnungen drin. 1972 wurde das Hohenzollernhaus zum nationalen Denkmal erklärt.

Wenn man die Straße am Hohenzollernhaus Richtung Meer geht, kommt man zum nächsten “muss man gesehen haben”: die Mole Jetty

Die Jetty ist nichts anderes als ein Landungssteeg. Vor 15 Jahren schauten hier nur rostige Stahlpfeiler aus dem Wasser, an denen sich das tosende Meer brach, was damsls irgendwie unheimlich auf mich wirkte. Von 1904 bis 1907 stand hier eine knapp 325m lange Holzbrücke über die fast der gesamte Schiffsverkehr der deutschen Kolonie abgewickelt wurde. Wenn man sich hier heute die Brandung anschut, kann man sich vorstellen, daß die Holzbrücke nicht lange hielt. 1912 begann man mit dem Bau eines neuen Landungssteeges der 640 m ins Meer ragen sollte. Als der erste Weltkrieg den Weiterbau beendete war der Landungssteeg allerdings erst 262 m lang. Seitdem verrottete alles so vor sich hin, bis man im Jahre 2005 mit Spendengeldern alles renovierte und ausbaute. Heute befindet sich am Ende des Steeges ein Lokal, das Jetty1905.

Der Strand hier nennt sich Palm Beach und an der Uferstraße (die A. Schad Promenade) verläuft dieser kleine, gepflegte Park.

Das ist das eigentliche Wahrzeichen der Stadt, der Leuchtturm. Der Leuchtturm wurde von der Deutschen Schutztruppe 1902 erbaut. Anfangs stand hier an der Mole ein kleines Leuchtfeuer, das dann aber ersetzt wurde. Anfangs hatte der Leuchtturm eine Höhe von 11 Metern, doch 1910 wurde er auf insgesamt 28 Meter erhöht. 1982 wurde ein neues Leuchtfeuer installiert, das auf eine Entfernung von 33 km zu sehen ist. Davor betrug die Reichweite 14 km.
Was zu Fuße des Leuchtturms aussieht wie eine Festung, ist das ehemalige Kaiserliche Bezirksgericht Es ist eines der ältesten Gebäude der Stadt und ist heute Staatshaus und Sommerresidenz des Staatspräsidenten.

Von Swakopmund war ich ähnlich enttäuscht wie von Walvisbay. Verglichen mit meiner Reise vor knapp 15 Jahren hatte sich doch viel geändert – und nicht zum positiven. Es kann sein, daß es auch das schlechte, trübe, naßkalte Wetter war, das meine Meinung beeinflußt hat. Vor 15 Jahren konnte man alle Geschäfte betreten, man wurde in Deutsch angesprochen und selbst auf der Straße, wenn man mal wieder ratlos in seinem Reiseführer blätterte, wurde man auf Deutsch angesprochen, ob man Hilfe benötigt. Wie schaut es heute aus? Die meisten Geschäfte sind verbarrikadiert und man muß erst klingeln um eingelassen zu werden. Alle Gebäude aus der Kaiserzeit, bzw. deutschen Kolonialzeit sind ungepflegt und verkommen zum Teil. Mitglieder der deutschen Gemeinde sieht man kaum noch und auf der Straße und als Geschäftsführer nur noch Ur-Einwohner. Ich bin zwar nicht rassistisch und habe nichts gegen die Ur-Einwohner, aber irgendwie ist Swakopmund nicht mehr wie damals. Wir kehrten in einem Cafe ein und irgendwie dachte ich, ich wäre in der DDR gelandet: 2 Gäste aber 5 Kellner. Es ist ja bekannt das die regierende Swapo marxistisch orientiert ist. Kann es sein, daß hier so etwas wie ein afrikanischer Kommunismus entsteht? Wo man hinschaut herrscht Mangel und Armut.

Durch die sehr kühle Meeresströmung (den Benguelastrom) herrscht hier meistens eher deutsches als namibianisches Wetter. Wer sich mehr über dieses Meeresströmung erfahren möchte und weshalb sie wiederum für die Wüste Namib verantwortlich ist, kann hier etwas nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Benguelastrom
Wer Swakopmund besuchen möchte. sollte sich an den existieren Klima- und Niederschlagstabellen orientieren, denn bei schlechtem Wetter hinterläßt Swakopmund keinen guten Eindruck.

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Maximal Temperatur
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Monat
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Fakten zu Swakopmund
Homepage: http://www.swkmun.com.na/
Gründungsdatum: 4. August 1892
Namensursprung: der Name leitet sich von dem Fluß Swakop ab an dem die Stadt liegt
Einwohnerzahl: 44.725 (Volkszählung 2011)
Fläche: 196,3 km²
Einwohnerdichte: 227,84 Einwohner/km²

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