Bevor wir weiter fuhren haben wir uns noch im schönen Bergen umgesehen. Ein toller, gepflegter Ort. Schade dass mal wieder das Wetter nicht so richtig mitspielte. Es regnete zwar nicht, aber es war sehr diesig und verhangen.
Was uns auf unserer Reise immer wieder auffiel, aber kommt vielleicht auch durch das Wetter in Norwegen: Viele Norweger haben Freude an künstlichen Blumen.
Wir wollten mit dem Auto auf den Hausberg Bergens, den Floien, aber irgendwie hat uns das Navi kreuz und quer geschickt. Aber hier, auf halber Höhe, hatte man auch schon einen schönen Ausblick auf Bergen.
Nach unserem Bergen-Rundgang fuhren wir dann weiter. Diese Strecke wurde zu DER Katastrophenfahrt dieses Urlaubs. Geplant hatte ich, die E16 über Stalheim zu fahren. Dort gibt es ein berühmtes Hotel (später mehr) und dann durch den, lange Zeit, längsten Straßen- Tunnel der Welt (11428m) – den Gudvangen Tunnel. So sah die geplante Route aus:
Streckenlänge:295 km
Fahrtzeit: 4h 50min
Bevor wir den Nærøyfjord erreichten, wo der Gudvangentunnel beginnt, sind wir hoch zum Stalheim Hotel hoch. Das Hotel liegt in knapp 370m Höhe und man hat einen tollen Ausblick auf das Nærøydalen.
Das Hotel hat eine sehr lange Historie, die im Jahre 1647 beginnt. Begonnen hat es als Poststation zwischen Oslo und Bergen, 1750 war es erstmals ein Gasthof und 1885 ein Hotel mit 20 Betten.
Bis 1960 waren es immer Holzbauten und das kleine Hotel brannte mehrmals ab, zuletzt 1959. Dann entschloß man sich aus Beton zu bauen. Schon die Vorgänger Hotels hatten den Ruf eines der besten Hotel des Landes zu sein und viele Persönlichkeiten und Künstler stiegen hier ab. Der berühmteste Gast war sicherlich Kaiser Wilhelm II, der 25 Sommer hintereinander hier verbrachte.
Manche Einrichtungsgegenstände stammen sicherlich noch aus der Kaiserzeit.
Hinter dem Hotel ist ein kleiner Park und von hier hat man einen fantastischen Ausblick auf das Nærøydalen.
Die Anfahrt zum Hotel erfolgt noch unspektakulär über den Stalheimsvegen, doch die Abfahrt über die Stalheimskleiva ist berühmt. 13 Haarnadelkurven führen bei 18% Gefälle den Berg hinab.
Als wir von Stalheim aus weiter fuhren und am Nærøyfjorden ankamen mußten wir feststellen, daß der Gudvangen-Tunnel gesperrt war. Mist. Einige Tage zuvor hatte im Tunnel wohl ein LKW gebrannt. Auf einem kleinen Flugblatt wurde uns empfohlen, wieder einen großen Teil der Strecke zurück zu fahren und mit der Fähre in Vangsnes über den Sognefjord überzusetzen.
Blau: unsere ursprünglich geplante Route
Rot: die Route die man uns empfahl
Es ging mal wieder über viele Berge und wir sahen den Fährhafen Vangsnes schon vom Berg aus. Von der Terasse eines kleinen Rasthauses aus, hatte man eine tolle Aussicht. Allerdings wollte die Betreiberin, daß wir etwas bei ihr bestellen, um die Aussicht genießen zu können. Da wir ohnehin Hunger hatten, haben wir Kuchen bestellt.
Als wir an dem kleinen Fährhafen in Vangsnes ankamen herrschte dort große Aufregung. Auf der anderen Seite des Fjords auf der Strecke nach Jostedal hatte es einen Unfall mit zwei Bussen gegeben und man erzählte uns, die Strecke sei mindestens bis zum nächsten Tag gesperrt. Was jetzt? Ich war mit den Nerven am Ende, zumal es auch langsam dunkel wurde. Meiner Ansicht nach gab es keine andere Strecke, als diese beiden, die wir versucht hatten! Ein sehr hilfsbereiter Mitarbeiter des Fährhafens war abgestellt worden um den Kunden zu helfen. Er faltete meine Karte auf und hielt sie mit der einen Hand an einem Betonpfeiler, mit der anderen Hand zeigte mir dann auf der Karte, daß es noch einen weiteren Weg gab, der einen riesigen Bogen beschrieb. Sch….e! “No other solution for the problem.” Na toll.
Wir würden wohl nicht vor 23:00 Uhr im Hotel sein, aber es gab keine andere Wahl, da für den nächsten Tag in Jostedal eine Gletscherwanderung gebucht war und so gingen wir auf den Vorschlag ein. Es ging über dehr schmale Straßen im stockfinstern in Serpentinen Berg hoch und Berg runter durch einsamste Pampa und erreichten vollkommen erschöpft unser Hotel.
Nachfolgende riesige Route waren wir an diesem Tag gefahren. Gibt man die Strecke in google maps ein, werden einem 8h 7min Fahrtzeit für eine Strecke von 486km angezeigt:
Im ersten Moment waren wir entsetzt – das Haus hatte Schullandheim-Charakter. Wir kamen auf ein total karges Zimmer und mußten feststellen, daß das Bett nicht gemacht und voller Haare war. Wieder runter zur Hotelwirtin, die sich entschuldigte. Wir bekamen ein neues Zimmer, das wieder sehr, sehr karg war. Es war so um 00:00 Uhr und wir saßen nun auf unserem Bett und waren erschöpft, vollkommen fertig, niedergeschlagen und den Tränen nahe. Ein kleiner Röhrenfernseher mit einer aus Draht gebogenen Antenne war noch das Highlight dieses Zimmers. Im Fernsehen lief Schunkelmusik, die uns aber nicht aufzuheitern vermochte, aber es war das einzige Programm, das man hier empfangen konnte.
Unsere Meinung zu dem Hotel sollte sich aber am nächsten Tag vollkommen ändern!
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