02.09.2023 Cabourg

Heute wollten wir uns einen vollen Tag in Cabourg gönnen, doch als wir morgens aufstanden, regnete es in Strömen. Sche….. wenn man im Urlaub ist und es regnet. Aber es nützt ja nichts, muß man eben das Beste draus machen.
Wir sind also erst einmal zum Frühstücksbuffet. Jetzt im Frühstücksraum fiel uns auf, daß 90% der Hotelgäste Amerikaner waren. Viele Amerikaner wollen eben sehen wo ihre Väter oder Großväter gekämpft haben, oder gefallen und begraben sind. Deutsche hingegen sieht man sehr selten, wenngleich es auch sehr viele deutsche Soldatenfriedhöfe gibt, die auch in Deutsch (!) ausgeschildert sind.

Wir haben dann noch im Indoor-Pool gebadet und haben gefaulenzt. Gegen Mittag hörte der Regen auf und wir sind in die sehr schöne Stadt gegangen.


Es gibt nicht so viele Fachwerkhäuser wie in anderen Orten der Normandie, aber Bettenburgen sucht man auch hier vergebens. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass Cabourg nicht so alt ist. Man sieht aber sehr viele hochherrschaftliche Villen.
Wenn Du auf einem der Kartendienste mal nach Cabourg suchst, wirst Du Dich wundern. Es ist kein Straßengewirr wie bei normalen Städten, sondern die Straßen sind wie ein griechisch-römisches Theater aufgebaut. Hat sich hier auch ein Stadtplaner ausgetobt?


Bis 1853 gab es ein kleines Fischerdorf namens Cabourg. Rings um dieses Dorf nur Felder, Wiesen und Sumpf. Die kilometerlangen Strände wurden nicht touristisch genutzt. Bis der geschäftstüchtige Pariser Rechtsanwalt Henri Durand-Morimbau beschloss, sein Geld anzulegen und neben dem „alten“ Cabourg ein modernes Seebad zu errichten. Es wurde eine Gesellschaft gegründet, die nach und nach alle Strände aufkaufte und die den jungen Caener Architekten Paul Leroux beauftragte, einen Plan für die Stadt Cabourg-les-Bains zu entwerfen. Die Epoche damals wurde Belle-Epoque genannt und so erdachte sich Paul Leroux, zu dieser Epoche passend, für den Ort die Form eines griechisch-römischen Theaters aus. Meerbäder kamen zu dieser Zeit immer mehr in Mode und so wundert es nicht, dass die Zahl der Kurgäste und Urlauber rasant anstieg.
Gleichzeitig investierten vermögende Privatleute und Berühmtheiten in das aufstrebende Seebad und bauten, oder kauften dort wunderschöne Villen. Die kann man auch noch heute bewundern.
Im Mittelpunkt dieser griechisch-römischen Theater-Straßen-Anlage steht das Grand Hotel und Casino. Das Grand Hotel versprüht noch heute den Charme von 1900 und ist genau so wie man sich ein alt-ehrwürdiges Grand Hotel vorstellt.
Der Charme solch eines Seebades zog auch Berühmtheiten an und so war von 1907 bis 1914 im Grand Hotel stets ein Zimmer für den Schriftsteller Marcel Proust (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit) reserviert.

Die Fußgängerzone ist sehr schön angelegt und viele Geschäfte ziert solch ein schön bepflanzter Blumenkübel


Fast gegen Ende der Fußgängerzone, man konnte schon das Grand Hotel sehen, habe ich ein Spezialitätengeschäft ausgemacht. Ich interessiere mich ja sehr für Whisky und so sind wir in dieses Geschäft rein, um mich auf der einen Seite aufzuschlauen über Whisky aus der Normandie, zum anderen um evtl. ein Mitbringsel zu finden.
Was mir als Erstes ins Auge fiel, waren zwei Flaschen Slyrs Jubiläumsedition. Wem das nichts sagt, Slyrs ist eine der besten und bekanntesten deutschen Destillen und ist am Schliersee beheimatet. Ich rief meine Partnerin um ihr die Flaschen zu zeigen. Das bemerkte jedoch auch der Verkäufer und er kam auf uns zu und in perfektem Deutsch:”Das ist ein ganz hervorragender deutscher Whsisky!”
Ich dann auf hochdeutsch zurück:”Das ist uns bekannt, denn wir wohnen nicht so weit weg vom Schliersee.”
Wir haben alle gelacht und meine Partnerin meinte, woher er so gut Deutsch kann. “In der Schule gelernt.”
Das ist insofern bemerkenswert, dass nicht so viele Franzosen eine andere Sprache sprechen. Sie können es garantiert, da in der Schule gelernt, aber es anwenden mag keiner – auch Englisch nicht!
Er hat uns dann einen Whisky aus dem Château du Breuil empfohlen, der sehr gut sei. Das kann ich im Nachhinein bestätigen.

Wer sich informieren möchte:

Château du Breuil Normandy
Homepage: https://spiriterie.com/en/

Noch eine kleine Anmerkung: Was der Whisky für die Iren oder Schotten, ist dem Franzosen der Calvados. Auch diesen gibt es, Jahrzehnte in speziellen Holzfässern gereift. Der billigste Calvados beginnt bei 9,95€ und je nach Länge der Reifung und in welche Fässern gereift, geht es dann hoch bis knapp 500€. Das Château du Breuil hat eigentlich mit exzellentem Calvados begonnen, später kam Whisky dazu. Zum Calvados später mehr.

Der Mittelpunkt dieser griechisch-römischen Anlage ist ein kleiner Park, an dem das Grand Hotel (rechts im Bild) und das Casino (links) liegen. Gleich dahinter ist schon das Meer.


Bei Cabourg gibt es keine Klippen mehr, sondern einen breiten Sandstrand. Folglich ist es auch nicht mehr die Alabasterbüste. Cabourg liegt an der Côte Fleurie (de: Blumenküste).
Die Strandpromenade “Marcel Proust” ist eine der längsten Strandpromenaden Europas
Bei Cabourg gibt es keine Klippen mehr, sondern einen breiten Sandstrand. Folglich ist es auch nicht mehr die Alabasterbüste. Cabourg liegt an der Côte Fleurie (de: Blumenküste).
Bild unten: Die Strandpromenade “Marcel Proust” ist eine der längsten Strandpromenaden Europas


Bild unten: Die Rückseite des Grand Hotel



Bild unten: In vielen Städten und Dörfern, so auch in Cabourg, findet man zuhauf solch schöne Pitasserien. Da fällt es schwer zu widerstehen.


Cabourg
Region: Normandie
Département (Nr.): Calvados (14)
Arrondissement: Lisieux
Höhe: 0–15 m
Fläche: 5,52 km²
Einwohner: 3.583 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte: 649 Einw./km²

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