USA Osten, 05.06.2019, Niagarafälle

Im Vorfeld der Reise hatte ich mir überlegt was es bei den Niagarafällen alles zu sehen gibt. Was das Ganze kompliziert macht, ist der Wechsel auf die kanadische Seite. Überall Tickets kaufen und sich in die Warteschlangen stellen, ist jetzt nicht so mein Ding. Also beschloß ich, eine Tour zu buchen, in der alles inklusive ist. Über Tripadvisor habe ich gesehen, welches Unternehmen die umfassendste Tour anbietet und auch noch gut bewertet ist:
https://overthefallstoursniagara.com/
Gebucht hatte ich folgende Tour: Canadian & American Tour – With Maid of the Mist Boat Ride. Je nach Jahreszeit pendelt der Preis zwischen 150 USD und 170 USD/Person. Für Kinder ist es natürlich billiger.
Darin ist ein Bootsfahrt mit der historischen Maid of the Mist enthalten, die bis kurz vor die Fälle fährt. Dann besucht man noch den Observation Tower, die “Cave of the Winds”, man besucht den ältesten State Park der USA und nachdem man die amerikanische Seite erkundet hat, fährt man auf die kanadische Seite. Die Grenzformalitäten übernimmt alles der Veranstalter. Man muß natürlich seinen Paß mitführen. Dort geht es an die Abrißkante der Horseshoe Fälle und auf den 50 Meter hohen Skylon Tower mit einer beeindruckenden Aussicht auf die Niagarafälle der USA und Kanada – wenn das Wetter mitspielt. Also, ich bekomme dafür nichts, aber ich kann diese Tour empfehlen, da einem viel Arbeit abgenommen wird und man viel zu sehen bekommt.

Info Niagara Falls
Allgemeines:
Wasser-Durchfluß des Niagara River: 5750 m³/s,
Wassermenge die die Fälle am Tag hinab stürzt: 2832 m³/s
Wassermenge die die Fälle in der Nacht hinab stürzt: 1416 m³/s gedrosselt
Regulierung der Wassermassen über ein Stauwehr. Das umgeleitete Wasser wird für die Stromgewinnung genutzt.
Erosion: ca. 1,8 Meter pro Jahr
Amerikanische Fälle
Kantenlänge: 260 m
Fallhöhe: 21 bis 34 m
Kanadische Horseshoe Fälle
Kantenlänge: 670 m
freie Fallhöhe: 57 m

Noch einige interessante Fakten zu den Niagarafällen.
Trockene oder zugefrorene Niagarafälle
29. März 1848: In der Nacht des 29. März 1848 hatte ein Sturm die Eisschollen auf dem Eriesee so bewegt, dass sie den Abfluß des Niagara River fast 30 Stunden blockierten. Dadurch waren die Fälle ohne Wasser und das Flußbett trocknete aus. Für viele Anwohner war das so interssant dass sie kamen und in dem trockenen Flußbett spazierten.
Juni 1969: Im Juni 1969 wurden die Niagara Falls auf der amerikanischen Seite für 5 Monate trockengelegt. Man wollte den Felssturz beseitigen, der sich 1954 ereignete, und die Sturzhöhe reduziert. Durch den Felsturz wirken die amerikanischen Fälle auch nicht so interessant. Man wollte außerdem den Felshang geologisch untersuchen. Man hat Beton in die Felswand gespritzt
um die Erosion aufzuhalten. Heute lacht man darüber, aber damals hat man noch geglaubt, mit Beton ließe sich der “blanke Hans” aufhalten. Man hat das dann aber verworfen, da man festgestellt hat, dass der Felssturz den Felshang die amerikanischen Fälle stabilisiert.
26. Januar 1936: nach wochenlanger Kälte waren die Niagarafälle weitgehend zugefroren.

Passieren der Niagarafälle
Man hält es kaum für möglich, aber der Gedanke wie man solche Wasserfälle passieren kann, oder was passiert, wenn man sich in einem Hozfass da hinunter stürzt, hat die Menschen schon immer fasziniert und es gab immer wieder Versuche die Fälle auf irgendeine Art zu passieren.
1829: Die erste, dokumentierte Überwindung der kanadischen Niagara Falls. Ausgang unbekannt
24. Oktober 1901: Die erste erfolgreiche Überwindung der Niagarafälle gelang der 63-jährigen Lehrerin Annie Taylor, die sich am 24. Oktober 1901 in einem Holzfass die kanadischen Fälle hinab stürzte.
9. Juli 1960: An diesem Datum ereignete sich ein Drama an den Niagarafällen. Es kenterte ein Motorboot mit dem damals siebenjährige Roger Woodward und seiner Schwester Deanne an Bord. Roger Woodward wurde von der Strömung mitgerissen und stürzte, lediglich mit einer Rettungsweste bekleidet, die Fälle hinab. Seine Schwester Deanne konnte von zwei Passanten aus der Strömung gezogen werden. Ein Freund der Familie, James Honeycutt, wollte den beiden Kindern helfen und stürzte ebenfalls die Fälle hinab. Lediglich der 7 -jährige Roger Woodward überlebte. Er wurde von der “Maid of Mist” aus dem Wasser geborgen.
20. Oktober 2003: Der erste Mensch der ohne jegliche Hilfsmittel die Fälle hinab stürzte war Kirk Jones aus Canton in Michigan. Er überlebte den Sturz mit zwei Rippenbrüchen, Prellungen und Schürfwunden. Da er behauptete seine Aktion sei eine Selbsttötungsabsicht gewesen, wurde er im Krankenhaus von Niagara in die psychiatrische Abteilung eingewiesen. Dem widersprachen aber Angehörige und sagten aus, Jones’ Ziel sei gewesen, bekannt zu werden und Arbeit zu finden.

Jeder zweite Versuch die Niagarafälle zu überwinden endet tödlich!
Für Nachahmer sei gesagt: Befahrungsversuche sind eine Straftat und werden seit den 1980er Jahren mit relativ hohen Geldstrafen oder Gefängnis geahndet!

Wir sollten von “Over the Falls Tours” abgeholt werden. Abholzeit war mit 08:45 Uhr angegeben. Wir warteten rechtzeitig auf dem Parkplatz des Hotels und keine Bus kam. Ich wurde langsam unruhig, denn man wollte mir per mail auch noch eine Bestätigung schicken, die ich bis dahin nicht erhalten habe. Ferner hatte man versucht mich auf meinen Mobilnummer zu erreichen. Doch da ich in den USA mit einer amerikanischen SIM-Card fahre, erreicht man mich auf meiner deutschen Mobilnummer nicht.
Doch gerade als wir überlegten was wir unternehmen könnten, bog der Kleinbus um die Ecke. Wir wurden freudig begrüßt und der Tourleiter stellte sich vor. Alles super nett und sehr zuvorkommend.

Unser erstes Ziel war die Maid of Mist. Man fährt mit einem Boot auf dem unteren Niagara River bis kurz vor den tosenden Wasserfall.
Diese Touren bis kurz vor den Wasservorhang der Niagara Falls gibt es eit 1846. Damit ist diese Tour eines der ältesten, kontinuierlich existierenden Touristikangebote der Welt. Mittlerweile sind es mehrere Boote die von amerikanischer, aber auch von kanadischer Seite aus starten: Maid of Mist IV, Maid of the Mist V, Maid of the Mist VI und Maid of the Mist VII. Die Boote fassen je so um die 300 bis 600 Passagiere.

Blick zurück auf die amerikanischen Niagara Fälle und den Niagara Falls Observation Tower.

Bild unten: Blick auf die kanadischen Horseshoe Falls. Es is leider nicht viel zu sehen, da man in eine Wasserwolke schaut. Gegen die unglaubliche Nässe, bekommen allen ein blaues Regencape.



 

Es ist so naß, als ob man unter der Dusche steht. Schade, aber spätestens jetzt mußte ich meine Videokamera und meine DSLR verstauen, damit die beiden keinen Schaden nahmen. Die beiden Geräte sind zwar spritzwassergeschützt, aber sind es die Objektive auch? Von hier habe ich mit dem iPhone weiter gefilmt, das einiges mehr verträgt. Da muß ich aber noch Bilder extrahieren.

Blick zurück auf die kanadischen Horseshoe Falls.

Nach der Fahrt mit der Maid of Mist ging es mit einem Fahrstuhl wieder nach oben auf das Observation Deck.
Blick vom Niagara Falls Observation Tower/Deck. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit. Es wurde immer diesiger.

Bild unten: Vorne die amerikanischen Niagara Fälle




Unser nächstes Ziel war wieder Luna Island, das wir ja schon am Spätnachmittag des vorherigen Tages auf eigene Faust besucht hatten.

Von hier konnte man wieder von oben die “Cave of the winds” sehen und wie sich die Leute unter den Wasserfall stellen.

und natürlich standen wir wieder direkt an der Kante, wo das Wasser in die Tiefe stürzt.

Ein Teil des Niagara Rivers, der die Amerikanischen Falls speist.

Nun verließen wir Luna Island und fuhren zum Parkplatz von “Cave of the winds”, der Tourguide kaufte Karten und wenig später, standen wir in einem Raum, in dem uns eine kurze Einführung zu den Niagarafällen gezeigt wurde. Sehr interessant. Hatte man doch in der Vergangenheit vieles für die Stromgewinnung verschandelt, das aber mittlerweile wieder zurückgebaut wurde. Danach ging es in einen weiteren Raum, in dem wir unsere blauen Capes und Badelatschen erhielten. Unsere privaten Sachen kamen in einen Plastikbeutel.
Anschließend ging es mit einem Fahrstuhl nach unten, durch einen Tunnel und wenig später empfing uns ein beißender Gestank, denn in den Felswänden brüteten viele Möwen. Der ganze Boden war ‘vollgekackt’ und es stank wahnsinnig.

Wir gingen noch ein Stück unterhalb der Felswand und erreichten die Stelle, wo die amerikanischen Niagara Falls auf den Felssturz aufschlagen.


Bild unten: Der junge Mann mit dem blauen Cape bin ich. Ich wirke etwas korpulent, aber ich habe meine Foto- und Video- Ausrüstung unter dem Cape verstauen müssen.




Bild unten: Meine Partnerin hat mit dem iPhone gefilmt und ich habe mich unter diesen Teil des amerikanische Niagara Falls gestellt. Interessante Erfahrung. Erst einmal ist das Wasser natürlich sehr kalt, es wirkt aber wie ein sehr dichter Hagelschauer mit extrem dicken Hagelkörnern.




Danach ging es wieder mit dem Fahrstuhl nach oben, wir haben uns wieder umgezogen und wollten zum Bus.

Ich hatte ja zuvor schon geschrieben, dass es immer diesiger wurde – jetzt, auf dem Weg zum Bus, fing es an zu regnen. Am Eingang zur Area “Cave of the Winds” steht ein großer Torbogen und dort stellten wir uns erst einmal unter. Der Bus kam vorgefahren und wir rannten um nicht zu naß zu werden.

Danach ging es über die zuvor erwähnte Rainbow Bridge auf die kanadische Seite. Dort ging es über den Niagara Parkway (Pkwy) weiter und wir wurden bei 43°06’47.7″N 79°03’43.3″W zu einem riesigen Schnell-Imbiss gefahren, wo alle Tour Teilnehmer erst einmal aßen. Da wir die Tour nicht gebucht hatten um in einem Imbiss zu essen, nahmen wir nur eine Kleinigkeit zu uns und, das ist immer wichtig für uns, einen großen Kaffee. Wir liefen dann noch etwas draußen rum, denn der Niagara Pkwy verlief direkt an der Schlucht des Niagara River. Auf der gegenüberliegenden, amerikanische Seite kann man noch die Spuren der Kraftwerke und deren Fallrohre zur Stromgewinnung erkennen

Blick auf die sogenannte Rainbow Bridge, auf der man von den USA nach Kanda fährt. Auf der Mitte der Brücke ist die Grenze.
Auf diesem Bild befindet sich die USA links und Kanada rechts der Brücke

. Wir gingen rechtzeitig wieder zurück zum Bus, der uns zum nächsten Ziel, dem Whirlpool (43°07’04.5″N 79°04’07.7″W) führte.

Die Entstehung des Whirlpool ist recht komplex und da ich kein Geologe bin, verzichte ich auf eine komplexe Schilderung. Tatsache ist, das sich in einer Schlucht weiches Sedimentgestein abgelagert hat, das dann durch den Niagara ausgewaschen wurde. Die Niagarafälle sind ja im Laufe der Jahrtausende gewandert und man nimmt an, dass sie bei dieser Wanderung die Schlucht Saint David’s Gorge gekreuzt haben. Durch diese Kreuzung, das weiche Sedimentgestein und die hohe Fließgeschwindigkeit von 9 m/s erzeugte sich
der Niagara River ein Flußbett, das um eine 90° Kurve fließt und genau an diesem Krezungspunkt wurde der “Whirlpool” ausgewaschen. Der Pool ist an seiner tiefsten Stelle 38 Meter tief.

Durch die 90° Richtungsänderung und und die hohe Fließgeschwindigkeit ist dann ein riesiger, lebengefährlicher Wirbel entstanden, der den Boden des Whirlpools mittlerweile glattgeschliffen hat. Zudem wird der Whirlpool flußaufwärt durch die Whirlpool Rapids gespeist. Die Whirlpool Rapids sind Stromschnellen, die im Whirlpool enden. Sie gelten mit einer Fließgeschwindigkeit von bis zu 35,4 km/h (!) und einer Tiefe von 10,7 Metern zu den wildesten und gefährlichsten Stromschnellen der Welt (Kategorie 6).
Ähnlich wie die Niagara Falls haben auch die Whirlpool Rapids die Menschen herausgefordert. 1883 versuchte der Langstreckenschwimmer Matthew Webb sie zu durchschwimmen und bezahlte den Versuch mit seinem Leben.

Wir sind dann wieder zurück gefahren, denn an den Horseshoe Falls hatten wir ja noch nicht gestanden. Nachdem der Bus bei 43°04’39.9″N 79°04’47.3″W einen Parkplatz gefunden hatte, schlenderten wir los.

Man konnte die Abrißkante der Horseshoe Falls schon gut erkennen. Es fing jetzt ziemlich stark an zu regnen. Schei……

Bild unten: Abrißkante der kanadischen Horseshoe Falls.




Bild unten: Die Maid of Mist wirkt von oben wie eine Nußschale in einem Whirlpool.




Nachdem sich alle umgesehen hatten, fuhren wir mit dem Bus zum Skylon Tower, der ja nicht weit entfernt ist. Der Skylon Tower sieht ähnlich aus wie der CN Tower in Toronto, hat aber nur eine Gesamthöhe von 160m. Leider spielte das Wetter für solch eine Aussichtsplattform üerhaupt nicht mit.

Bild unten: Die beiden Niagara Falls (im Bild der amerikanische) waren fast gar nicht mehr zu erkennen, so schlecht war mittlerweile die Sicht.






So hätte die Aussicht sein sollen:

© fuege01 / Adobe Stock. Bild Nummer: 76702087

Als wir wieder im Bus saßen, überreichte uns der Tourguide ein weiteres Ticket für den Skylon Tower. Er meinte, die schlechte Sicht täte ihm furchtbar leid, aber leider könne er es nicht ändern. Es sei aber im Wetterbericht angekündigt, das dass Wetter am kommenden Tag besser sein solle. Wenn wir dann noch da wären, könnten wir das zweite Ticket nutzen, um den Turm noch einmal zu besuchen und eine bessere Aussicht zu genießen, als an diesem Tag. Ein feiner Zug.
Wir wurden wieder am Hotel abgesetzt und überlegten uns dann, wo wir zu Abend essen könnten. Da fielen uns die beiden Fleischstücke vom vorherigen Abend ein. Die machten wir uns warm und wir waren zumindest satt. Eine kulinarische Meisterleistung sieht aber anders aus 🙂

rueckwaertsvorwaerts
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